ein Kommentar zur Flüchtlingskrise
Auf dem Mittelmeer patrouillieren etliche Kriegsschiffe, darunter deutsche Fregatten. Nicht etwa wegen Piraten, oder einer Kriegsgefahr, sondern wegen Menschen, die auf der Flucht sind. Die EU möchte gegen den unaufhaltsamen Flüchtlingsstrom aus Afrika vorgehen – mit Gewalt.
Zwei deutsche Marineschiffe wurden letzte Woche angewiesen, die Boote von Schleppern zu zerstören. Die Mehrzahl der Flüchtlinge kommt mit organisierten Schleuserbanden über das Mittelmeer nach Europa. Um diesen Menschenschmuggel zu unterbinden, sollen deren Schiffe nach Bergung aller Passagiere versenkt werden. Allerdings ist unklar, wie die deutschen Kapitäne zur See Fischer von Flüchtlingen unterscheiden sollen. Auch die größte Frage bleibt unbeantwortet: Ist das der richtige Weg?
Der Vorschlag wirkt, als wolle man mit Kanonen auf Spatzen schießen. In jedem Fall wird an den Symptomen gedoktert, aber das Problem möchte niemand angehen. Wenn man den landläufigen Meinungen Glauben schenkt, wollen die Deutschen keine Migranten hierzulande haben. Zu groß ist die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren oder aber statt alteingesessen nur noch Ausländer auf den eigenen Straßen zu begegnen. Menschen aus anderen Kulturen zu begegnen, wirkt befremdlich, das steht außer Frage. Gesten und Sprachen, die nicht vertraut sind, schaffen ein gewisses Gefühl von Schutzlosigkeit. Eine tief verankerte Furcht vor Öffnung und mögliche Veränderungen von gesellschaftlichen Normen.
Wir wissen nicht, wie wir Menschen anderer Hautfarbe und Sprache begegnen sollen. Um Menschen, die ihre Religion ernst nehmen und auf Alkohol verzichten, machen wir einen großen Bogen. Was eigentlich das Idealbild eines Mannes sein könnte, lehnen wir ab.
So sagt eine Schwandorferin (Die Zeit Online, 27.05.2015): „Die ganze Hilfe ist doch a bissl übertrieben“.
Im Gegenteil, diese Hilfe ist noch lange nicht genug. Die Problematik muss von innen heraus beleuchtet und angegangen werden.
Aber: Europäer bleiben gerne unter sich. Mit Abschiebung und Quotenregelungen errichten wir ein mittelalterliches Bollwerk mit hohen Mauern um unseren Kontinent herum. Wenn aber unsere Politik weiterhin Konflikte schürt und Scheinaktionismus betreibt, wird die Festung Europa fallen.